Die myofunktionelle Therapie dient der Behandlung muskulärer Fehlfunktionen aufgrund einer funktionellen Störung im Mund- und Gesichtsbereich. Durch Aktivierung und Kräftigung orofazialer Muskeln nimmt MFT besonderen Einfluss auf Zungenpositionierung, korrektes Schluckmuster und Hinführung des Atemverhalten zur normalen Nasenatmung.

Myofunktionelle Therapie

Auf der Basis von Straub (1962) entwickelte Daniel Garliner die MFT (Myo-Funktionelle Therapie) Das Programm erschien 1964 als Buch in den USA und wurde 1982 in deutscher Ausgabe unter dem Titel “Myofunktionelle Therapie in der Praxis“ veröffentlicht.

Inhalte der Myofunktionellen Therapie

Die Leiter des ISST Dr. Klaus Berndsen und Sabine Berndsen unterstützten von Beginn an den Aufbau eines deutschen Arbeitskreises für Myofunktionelle Therapie (AK-MFT e.V.) und waren bis zur Auflösung des eingetragenen Vereins (2003) im Vorstand tätig. Außerdem entwickelten sie Standards für Myofunktionstherapeuten und waren für die Durchführung von Prüfungen zur Qualifizierung von MFT-Therapeuten zuständig. 1989 organisierten Dr. Klaus und Sabine Berndsen den 9. Europäischen Kongress für Myofunktionelle Therapie” und veröffentlichten 1991 ein Buch zum Kongressthema.

Wesentliche Inhalte der MFT nach Garliner: Garliner (1964) geht von der Korrektur der Zungenruhelage aus und betrachtet diese als Ausgangspunkt für das Erlernen korrekter Zungenbewegungen und -funktionen. Über Halteübungen der Zungenspitze in der physiologischen Ruhelage und einem systematischen Aufbau verschiedener Übungen zum Schlucken soll eine korrekte Zungenbewegung beim Schlucken entwickelt werden. Darüber hinaus berücksichtigt seine Methode das Abgewöhnen von Habits, wie z.B. Daumenlutschen, Nägelkauen, Nuckeln an Schnullern usw., sowie eine Korrektur des Atemverhaltens bei Mundatmung. Im Wesentlichen umfasst das Training Übungen zur Kräftigung der Muskulatur, Zungenpositionierung, Schluckübungen und Training für das Unterbewusstsein.

ISST und Arbeitskreis für Myofunktionelle Therapie

Aus der langjährigen Zusammenarbeit zwischen Garliner und dem deutschen Arbeitskreis für MFT (AK-MFT e.V.) gingen zahlreiche Anregungen, Fallstudien, wissenschaftliche Dokumentationen, Übungserweiterungen und Publikationen über die MFT hervor.

Schaden für die Myofunktionelle Therapie

Durch Autoren, die sich das Gedankengut Garliners zu Eigen machten und mit der Zufügung ihres eigenen Namens „MFT nach…….“ die MFT als ihre Leistung dokumentieren wollten, haben der Durchsetzung der MFT sehr geschadet. Die MFT verlor an Qualität, weil ihr falsche Elemente angefügt wurden, sowie ihre wissenschaftliche Orientierung und Anerkennung.

Myofunktionelle Therapie am ISST

Am ISST wird die ursprüngliche Form der MFT weiterhin in Fortbildungsveranstaltungen für Ärzte und Therapeuten und als Therapie angeboten. Hauptsächlich wird sie aber durch die von Dr. Klaus und Sabine Berndsen neu entwickelte FaceFormer-Therapie ersetzt. International publizierte klinisch-wissenschaftliche Vergleichsuntersuchungen konnten belegen, dass mit der FaceFormer-Therapie einerseits deutlich bessere Erfolge erzielt werden und sich andererseits positive Ergebnisse mit geringerem Aufwand und schneller erreichen lassen.

Literaturangaben Korbmacher, H.M., Schwan, M.; Berndsen, S.; Bull, J.; Kahl-Nieke, B.: Evaluation OF A New Concept OF Myofunctional Therapy in Children. The International Journal Of Orofacial Myology (IAOM, International Association Orofacial Myology). 30th Anniversary Edition, Volume XXX, Page 39-52, November 2004 Berndsen, K.; Berndsen, S.: Myofunktionelle Behandlungen und ihr Einfluss auf die sprachliche Artikulation. In: Schöler H.; Welling A. (Hrsg.) Sonderpädagogig der Sprache, Band 1, Handbuch Hogrefe Verl., Göttingen 2007, S. 866-890


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